Ginge es nach Mitgliedern der SPD im Landkreis, würden vor allem die Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr massiv ausgebaut. So haben die Gäste des Parteitags „Visionen wagen – Mobilität im Landkreis 2040“ mit großer Mehrheit entschieden. Dabei besonders spannend: Urbane Seilbahnen.
Es wurde kontrovers diskutiert im KUBIZ in Unterhaching. Die Landkreis-SPD hatte eingeladen, den Blick 20 Jahre in die Zukunft zu richten und über die Mobilität im Landkreis 2040 zu diskutieren. Dr. Carl Friedrich Eckhardt, bei BMW für Urbane Mobilität verantwortlich, nannte 1-Personen-Autos als Lösung, den knappen öffentlichen Raum effizienter zu nutzen, mit alternativen Antrieben und eingebettet in ausgeweitete Car-Sharing-Konzepte. Er wies darauf hin, dass Autos 95% der Zeit stehen und in 80% der tatsächlichen Fahrten nur von einer Person genutzt werden. Widerspruch erntete seine Forderung nach dezentraler Nachverdichtung im ländlichen Raum, um Car-Sharing auch im Landkreis wirtschaftlich attraktiv zu machen. Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer wies darauf hin, dass Nachverdichtung in den ohnehin schon dicht besiedelten Gemeinden im Speckgürtel nicht so ohne weiteres möglich ist. Auch zweifelte er an, dass sie für ein funktionierendes Car-Sharing-Konzept überhaupt nötig sei. Hier wünscht er sich mehr Engagement seitens der Anbieter.
Daraufhin entbrannte eine leidenschaftliche Debatte darüber, ob es der Markt gerade im ländlichen Raum alleine wird richten können. Die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche widersprach energisch. Mobilität sei ein Menschenrecht und dürfe wie Energie und Gesundheitsversorgung nicht dem alleinigen Spiel der Märkte überlassen werden, so die SPD-Politikern.
Zuspruch bekam der Digitalunternehmer und langjährige Münchner Stadtrat Nikolaus Gradl für seine Vision, sämtliche Sharing- und ÖPNV-Angebote in einer Smartphone-App zu bündeln, statt für jedes Angebot eine eigene App herunterladen zu müssen. Deutlich wurde in der Diskussion aber auch, wie unterschiedlich die Bedürfnisse in Stadt und Land inzwischen sind. Während man in München darüber diskutiert, ob Parkplätze entfallen oder anders bepreist werden sollen, spielt das Thema im Landkreis keine nennenswerte Rolle. Dürften die SPD-Mitglieder entscheiden, würden sie das Gros der Investitionen in den öffentlichen Personennahverkehr stecken. Mehr Nachtbusse, günstigere Preise und ein deutlich engmaschigeres Netz mit besserem Takt stehen ganz oben auf der Agenda. Als vielversprechend bewerteten die Sozialdemokraten das Konzept Urbaner Seilbahnen, wie eine Abstimmung unter den Gästen ergab.
Auch Kritisches kam zur Sprache. So sehr sich die Menschen eine bessere öffentliche Infrastruktur wünschen, so sehr schwingt auch die Sorge mit, damit das Wachstum der Region weiter anzuheizen. Rasch eine offene Diskussion auch über die Grenzen des Wachstums und entsprechende Steuerungsinstrumente zu führen, fand nicht nur bei Spitzenkandidatin Annette Ganssmüller-Maluche Anklang, sondern auch bei einer Mehrheit im Saal. Gesprächsbedarf bleibt also vorhanden.