Dass die Kreissparkasse nicht nur Filialen schließt, sondern die Gemeinden Aschheim, Aying, Neuried, Putzbrunn und Schäftlarn künftig in Gänze ohne eigene Filiale auskommen müssen, löst bei den SPD-Politikern im Landkreis München unisono Wut und Unverständnis aus.
„Die Leute sind zurecht stinksauer“, kommentiert Kreis- und Fraktionsvorsitzender Florian Schardt. Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel wirft der Kreissparkasse Wortbruch vor. „Als Martinsried dichtgemacht wurde hieße es noch, Neuried bleibe als Standort erhalten, um die wohnortnahe Versorgung sicherzustellen. Davon will man heute offenbar nichts mehr wissen“. Die Kommunikationspolitik der Bank kommentiert er mit Sarkasmus: „Wenn ich mir das Datum der Beschwerdebriefe aus der Bevölkerung anschaue, war der Flurfunk um Wochen schneller als die Presseabteilung der Sparkasse.“ Ins selbe Horn bläst Putzbrunns Bürgermeister Edwin Klostermeier: „Da wird der Öffentlichkeit in wenigen Zeilen mitgeteilt, dass man künftig eben in den Nachbarort fahren muss. Gerade ältere Menschen, die weniger mobil sind, nutzen Online-Banking nicht. Wir dürfen doch nicht alles dem Effizienzgebot opfern. Die Sparkassen haben als kommunale Unternehmen schon auch einen Versorgungsauftrag“.
Dass die niedrigen Zinsen den Banken gewaltig zusetzen und sich die Sparkassen in einem harten Wettbewerb behaupten müssen ist den Sozialdemokraten bewusst. Was ihnen aber sauer aufstößt ist die Tatsache, dass man sich offenbar keinerlei Gedanken über Alternativen macht. „Kioske und Supermärkte betreiben heute im Nebenjob kleine Postfilialen. Andernorts gibt es den Sparkassenbus oder gemeinsame Filialen der Volksbanken und Sparkassen. Im Landkreis München ist von nichts dergleichen die Rede“, kritisiert Fraktionschef Florian Schardt. Stattdessen fordert er umgehend einen runden Tisch im Landratsamt, dessen Chef auch dem Verwaltungsrat der Kreissparkasse vorsitzt. „Die Post schließt Filialen, die Banken ziehen sich aus der Fläche zurück, der Einzelhandel in den Ortskernen hat immer stärker zu kämpfen. Wir brauchen dringend kreative Lösungen, wie wir die wohnortnahe Daseinsvorsorge auch im digitalen Zeitalter erhalten und unsere Ortskerne neu beleben und gestalten können. Die Kreissparkasse sollte dabei mit Ideen auffallen, statt sich heimlich, still und leise aus dem Staub zu machen.“
Die SPD-Fraktion fragt sich auch, warum Landrat Christoph Göbel als Vorsitzender des Verwaltungsrates eine solch massive Reduzierung der Filialen in seinem Landkreis nicht verhindern konnte. Damit werde das Sparkassensystem als wohnortnahes Bankenangebot zunehmend obsolet. Die SPD-Fraktion erwartet von ihm eine Erklärung zu dieser Entscheidung. Die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche – selbst Mitglied im Verwaltungsrat – betont: "Die Sitzungen sind nicht-öffentlich und ich darf nicht darüber berichten. Ich kann nur soviel sagen, ich bin über die Entscheidungen tief enttäuscht. Wir schneiden den Ast ab, auf dem wir als Kreissparkasse sitzen und entfernen uns immer mehr vom eigentlichen Bankgedanken. Ich fand es ja auch schon falsch, wegen minimaler Einsparungen Kontogebühren für Vereine einzuführen oder Briefkästen in den Filialen abzuschaffen. Der Weg, der hier beschritten wird, ist grundlegend falsch."